Durch den Fall des Meisterbriefes sind die Handwerker sowieso zum Aufgeben verurteilt, schreibt resignierend die Unternehmerin. Sie spreche auch für viele unserer Kollegen, auch andersartiger Gewerke, denn "überall ist die gleiche Situation". Eberhard Sinner schließt sich der Kritik an: "Die von der rot-grünen Bundesregierung geänderte Handwerksordnung trägt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zur weiteren Verschärfung der Lehrstellensituation bei. Junge Menschen sollten sich deshalb bei SPD und Grünen dafür bedanken, dass sie ohne Lehrstelle bleiben".
In der Frage der Reduzierung der zulassungspflichtigen Handwerksberufe durch die zum Jahreswechsel 2003/2004 in Kraft getretenen Handwerksnovelle weist die Petentin völlig zu recht darauf hin, dass es in vielen der früher meisterpflichtigen, jetzt zulassungsfreien Berufe der neuen Anlage B/1 zur Handwerksordnung,zu negativen Entwicklungen gekommen ist, antwortete Bayerns Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu,der von Europaminister Eberhard Sinner mit der Angelegenheit konfrontiert wurde. Bayernweit betrage der Zuwachs der Betriebszahlen in diesen B/1-Berufen (ursprünglich meisterpflichtige, jetzt aber meisterfreie Berufe) im Jahr 2004 30,6 Prozent. Problematisch, so Minister Wiesheu,sei vor allem, dass 85 Prozent dieser neuen Betriebsinhaber ohne jegliche Qualifikation sind, d.h. keinen Meisterbrief, vergleichbare Qualifikation oder wenigstens einen Gesellenbrief besitzen.
Auch im Raumausstattergewerbe als nunmehr ebenfalls zulassungsfreien Beruf kam es in Bayern zu einer Zunahme der Betriebe von 1487 in 2003 auf 1836 in 2004 und damit um 23,5 %. Er, Minister Wiesheu, habe sich im Rahmen der Verhandlungen des Vermittlungsausschusses zur Novellierung der Handwerksordnung Ende 2003 mit Nachdruck dafür eingesetzt, dass nicht - wie von der rot-grünen Bundesregierung geplant - die ursprüngliche Zahl von 94 meisterpflichtigen Handwerken auf nur noch 29 Handwerksberufen reduziert wird. Dabei habe er wiederholt darauf hingewiesen, welche negativen Auswirkungen von einer Aufgabe des Meisterprinzips zu befürchten sind. In schwierigen Verhandlungen konnte wenigstens erreicht werden, dass 41 Handwerksberufe und damit rund 90 % aller Handwerksbetriebe, etwa 83 % der Beschäftigten und nahezu 90 % der Auszubildenden weiterhin im zulassungspflichtigen Handwerk blieben. "Im Ergebnis wurde so zwar Schlimmere verhindert, das Raumaustatterhandwerk konnte im Rahmen des Kompromisses aber leider nicht meisterpflichtig gehalten werden", informiert Bayerns Wirtschaftsminister.