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"Ich heiß immer noch Eberhard"

Main-Spessart Er ist der politische Platzhirsch im Landkreis Main-Spessart. Eberhard Sinner aus Lohr, christlich sozialer Staatsminister für Gesundheit und Verbraucherschutz, hat bei der Landtagswahl nichts und niemanden zu fürchten. Wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, erringt er das Direktmandat und er bleibt Minister. So selbstverständlich, wie das klingt, ist es für Sinner selbst nicht.

Eigentlich müsse er doch gar keinen Wahlkampf machen, sagt einer. Das stimmt wohl, doch in Sinners Antwort auf diesen Satz klingt deutlich Empörung: "Das wäre Arroganz, Missachtung des Wählers." Und das wiederum passt nicht zu Sinner. Er kann es nicht leiden, wenn man ihn mit "Herr Staatsminister" grüßt. "Ich heiß' immer noch Eberhard", schimpft er Rienecks Bürgermeister Franz Schüßler nach der Begrüßung zu einer Wahlkampfveranstaltung im Sinntal. Im Gegenzug vergisst Eberhard Sinner bei der Anrede gerne mal den Vornamen, was aus seinem Mund aber einfach freundlich direkt klingt.

Ja, der Sinner lässt keinen Zweifel, dass er nach wie vor "einer von uns" ist. Eben kein "Herr Minister", sondern ein Spessarter, ein Lohrer im Besonderen, der ehemalige Stadtrat, der ehemalige Forstdirektor und irgendwie auch noch der kleine Junge, der ursprünglich mal Fußballer werden wollte.

Seit 2001 spielt er als Minister erste Liga in München. Für die CSU in Main-Spessart ist er eine Art Spielertrainer, der fitter ist als jeder seiner Mannschaftskameraden. Zum gemeinsamen Joggen im Sinntal hat er im Vorfeld einer Wahlveranstaltung eingeladen. Und obwohl beim Start am Rienecker Sportplatz fast 15 Leute warten, machen sich nur fünf von denen mit auf den Weg. Drei kommen mit Sinner im sieben Kilometer entfernten Burgsinn an und sind völlig verschwitzt, während der "Trainer" noch munter plaudert. "Laufen ist die beste Erholung, die es gibt", sagt er, der täglich in den Morgenstunden eine halbe Stunde joggt.

Sein Lauf im Sinntal bietet ein schönes Bild: Der Minister läuft so schnell los, wie er ankommt. Bergauf, bergab, in der Ebenen: Sinner hält sein Tempo, wird nur auf Wunsch eines Mitläufers langsamer. Eine Pause zum Pinkeln, kleine, aber sichere Schritte. Sinner läuft nicht elegant, aber locker und trotzdem zügig. Da kommt nicht jeder mit. Der Vorsitzenden der Jungen Union, Thorsten Schwab, kann das Tempo nicht halten. Bezirkstagskandidat Klaus Bittermann geht statt zu laufen mit seinem Hund spazieren.

Für Sinner ist Politik kein Spaziergang. Für Politik braucht man Energie. Für Wahlkampf auch. Im Gasthaus Stern in Burgsinn bestellt Sinner nach dem Joggen einen Tee, legt die Armbanduhr auf seine Unterlagen und schimpft auf den Kanzler und seine SPD. 30 Minuten lang vergleicht er die rot-grüne Bundespolitik mit der schwarz-schwarzen bayerischen Landespolitik. Dabei klingt es so, als wolle Sinner nur einen Satz sagen: Edmund Stoiber und die CSU - Bayern eben - sind die besten. Fast könnte man glauben, Sinner habe doch bedenken, die deutliche Macht der Schwarzen könnte bröckeln. "Bei der Landtagswahl bitte nicht sagen: Das Ding ist schon gelaufen", wirft er in die Runde mit knapp 70 Zuhörern. Natürlich hat Sinner keine Bedenken, aber wie gesagt: Er kann eben auch dann nicht langsamer laufen, wenn die Strecke eigentlich Entspannung bietet.

Nach einer Stunde fragt Sinner die Wirtin, ob sie denn auch Weißbier habe. "Habt ihr Keiler?"- "Nur Paulaner", ist die Antwort. Sinner bestellt widerwillig. "Ein Dunkles, bitte." Dann macht er weiter in seinem Ressort: Verbraucherschutz. "Der Verbraucher ist scheu wie ein Reh." Wenn man nicht aufpasse, sei einmal gewonnenes Vertrauen sofort wieder verloren. Kontinuität statt Hoppla-hopp-Sofortmaßnahmen sei deshalb seine Devise. Eine der wichtigsten Erkenntnisse nach zweieinhalb Jahren als Verbraucherschutzminister: "Geiz ist gefährlich." Vorsorge dürfe ruhig etwas kosten, damit man sich das Geld für wesentlich teurere Reparaturen sparen könne.

Während drinnen Sinner sinniert, sitzt draußen vor der Gastwirtschaft sein Fahrer im Audi Quattro und sieht fern. Er sieht Sinner seit zwei Jahren wohl öfter als dessen Frau Ute. 100 000 Kilometer legt der Minister jährlich in zwei Dienstwagen zurück.

"Er ist ein guter Chef", sagt der Fahrer. - Warum? - "Weil er kompetent ist. Und weil er mit dem kleinen Mann spricht." Sinner informiere sich nicht ständig bei Behörden oder Ämtern. "Es hat wohl noch nie einen Minister gegeben, der bei einem Metzger anruft, um sich zu informieren", vermutet der Fahrer. "Er fragt Bürger, nicht Beamte." Deshalb ist der Fahrer überzeugt, dass Sinner seinen Job gut macht. Er sei schließlich der Minister der Verbraucher. Und um die kümmere er sich auch. Der Fahrer bekommt das selbst zu spüren: "Mich schimpft er immer, dass ich rauche. Das gefällt ihm gar nicht."

Sinner schimpft mal, aber ist nicht böse. "Mein Wahlspruch ist: Engagierte Gelassenheit." Damit läuft Sinner bisher gut und damit manövrierte er sich auch erfolgreich durch stürmische Zeiten. Kein BSE, kein Nitrofen, und fast kein Körnchen BayMess hängt mehr an dem Minister. Die SPD kritisiert Sinner, er sei bis jetzt die Aufklärung schuldig geblieben, warum er ohne öffentliche Ausschreibung einen Auftrag über 650 000 Euro für ein Mobilfunkgutachten an eine Firma vergeben will, die noch dazu mutmaßlich zur Lobby der Mobilfunkbetreiber zählt.

Sinner bleibt gelassen. Und engagiert. Trotzdem beantwortet er nicht jede Frage. Die spannendste Frage - die nach seinem Job in der Minister-Riege - auch nicht wirklich. In München wird gemunkelt, der Lohrer könnte ins Umweltministerium wechseln. "Im Prinzip", sagte Sinner vor einigen Wochen, "will ich da bleiben, wo ich will."

 


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