Eberhard Sinner - HomeEberhard Sinner - SitemapEberhard Sinner - RSS-Feed

»Große Schulen verursachen auch große Probleme«
Schule heute: Eltern fechten Noten an und erscheinen mit dem Anwalt zur Sprechstunde / Gespräch mit Minister

Marktheidenfeld. Um Probleme der Lehrerschaft und um Schwierigkeiten an den Grund- und Hauptschulen ging es in einem Gespräch des Vorsitzenden des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) im Bezirk Marktheidenfeld, Fritz Goldstein, und seines Stellvertreters Adi Krebs mit Staatsminister Eberhard Sinner.

Mit der Einführung der sechsklassigen Realschule in Bayern seien offensichtlich neue Probleme geschaffen worden, betonten die beiden Vorsitzenden. Wahrscheinlich sei den Eltern gar nicht bewusst, dass das bayerische Bildungssystem offen und durchlässig sei, dass man auch außerhalb von Realschule und Gymnasium Abschlüsse erzielen und Qualifikationen erwerben könne. Aus diesem Grund würden jetzt viele Eltern alles daran setzen, ihre Kinder nach dem vierten Jahrgang auf eine weiterführende Schule zu bringen. Dabei würden Noten angefochten, Eltern erschienen gar mit einem Anwalt zur Sprechstunde, und 1500 Rechtsverfahren seien bayernweit in Bezug auf Übertritte anhängig.Unter diesen Problemen hätten besonders die Kinder zu leiden. Schon früh seien sie einem großen Leistungsdruck ausgesetzt. In Marktheidenfeld gebe es allein drei Nachhilfe-Institute, und schätzungsweise würde dort ein Viertel bis ein Drittel aller Kinder zusätzlich gefördert. Unter solchen Voraussetzungen hätten aber Kinder von Nichtakademikern nur wenig Chancen.

Nur die Hälfte bleibt bis zum Abi dabei

Nun sei selbstverständlich gar nichts dagegen einzuwenden, dass jedes Kind die Möglichkeit erhalte, eine Schule zu besuchen, die seinen Fähigkeiten und Begabungen entspreche, betonten Goldstein und Krebs. Nur müsse man sich heute fragen, ob auch jedes Kind auf der richtigen Schule sei. Von 100 Schülern, die am Gymnasium anfingen, machten dann neun Jahre später etwa 50 das Abitur. Von der Realschule komme an die Hauptschule Marktheidenfeld manchmal im Jahr eine ganze Klassenstärke zurück.Ob eine solche Entwicklung aus pädagogischer Sicht richtig sei, müsse bezweifelt werden. Abbrecher seien überfordert und oft frustriert und demotiviert. Erlittene Minderwertigkeitsgefühle versuche man dann auf verschiedene Weise zu kompensieren. Durch gesteigerte Übertritte entstehe noch ein weiteres Problem. In den Dörfern hätten die Gemeinden viel Geld in ihre Schulen investiert. Jetzt sei allein die Hauptschule in Marktheidenfeld noch mehrzügig. Alle anderen Hauptschulen seien einzügig und kämpften um ihre Existenz. Die Volksschule in Urspringen könne im kommenden Schuljahr sogar keinen 5. Jahrgang mehr bilden. Goldstein und Krebs baten daher den Minister: »Bitte helfen Sie mit, dass die Hauptschulen auf dem Land erhalten bleiben, auch wenn man die Mindestschülerzahl absenken muss!« Es sei nicht nur nicht gut für die Kinder, wenn sie ihren Schulort wechseln müssten. Landschulen seien kleiner und daher übersichtlicher. Große Schulen verursachten auch große Probleme. Dies könnten Polizei, Sozialarbeiter und Lehrkräfte bestätigen.

Teilzeitarbeit erhalten

Was die Lehrerschaft betrifft, so hatten Goldstein und Krebs einen großen Wunsch: Der Minister möge doch bitte mithelfen, dass Teilzeitarbeit aus arbeitsmarktpolitischen Gründen auch weiterhin möglich sei. Eine Abschaffung dieses Paragrafen 80a, was kurzzeitig von der Staatsregierung erwogen worden sei, würde besonders ältere Lehrerinnen besonders hart treffen. Selbstverständlich habe jeder Schüler ein Recht auf bestmögliche Ausbildung, meinte Minister Sinner. Wie das im Einzelnen aber geregelt werde, dafür sei die Kultusministerin Monika Hohlmeier zuständig. Er werde ihr jedenfalls diesbezüglich ein paar Fragen auf den Schreibtisch legen.

Neue Formen der Menschenführung

Zur Situation der Lehrerschaft meinte der Minister, die Menschen würden immer älter und niemand käme daran vorbei, länger zu arbeiten. Ansonsten laufe der Generationenvertrag aus dem Ruder. Was man aber könne, und darüber denke die Staatsregierung intensiv nach, das seien Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Je selbstständiger jemand arbeiten könne, je mehr Verantwortung er trage, desto motivierter sei er. Und dieses wirke sich wiederum auf seinen Gesundheitszustand aus. Selbstverständlich müsse man auch darüber nachdenken, neue Formen in der Menschenführung zu entwickeln, denn hier gäbe es große Defizite aufzuarbeiten.

 


Twitter

Noahs Welt spielen

 

 

 

Umfragen

Sollen Windkrafträder nur dort gebaut werden, wo sie Menschen und Natur nicht stören?
JA - da stimme ich zu! (58,5%)
 
Ist mir egal. (24,5%)
 
NEIN - jede Gemeinde soll das selbst entscheiden. (17,0%)
 
zur Umfrage