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Die Bauernhöfe im Landkreis sind zu modernen mittelständischen Unternehmen geworden

Die Zeiten des "Rauchende-Misthaufen-Images" sind vorbei, die Bauernhöfe sind moderne Betriebe wie im Mittelstand geworden, die auch ähnliche Probleme haben. Diese Erkenntnis gewann CSU-Landratskandidat Klaus Bittermann am Montagmorgen beim Besuch auf dem Hof von Erich und Monika Kraft in Stadelhofen.

"Die Erhaltung der Kulturlandschaft ist nur mit und nicht gegen die Landwirte möglich", meinte Kreisbäuerin Monika Kraft, die zusammen mit ihrem Mann Erich im Vollerwerb einen Hof von zirka 100 Hektar Fläche bewirtschaftet, auf dem neben dem Ackerbau 80 Mastbullen und 600 Mastschweine gehalten werden. Sie höre jetzt schon vermehrt Klagen der Bürgermeister, dass die Bauhöfe der Gemeinden Pflegearbeiten übernehmen müssten, die früher die Bauern erledigten.

Doch wenn die Landwirte weiterhin die Landwirtschaft pflegen sollten, müssten ihnen auch entsprechende Standortfaktoren geboten werden. Das gelte beispielsweise für die Teilaussiedlung von Höfen aus den engen Ortschaften heraus, die auch genehmigt werden müssten. "Es gibt Gemarkungen, wo es überhaupt nicht mehr genehmigt wird", berichtete die Kreisbäuerin mit Blick auf die Einschränkungen durch die Abstandsflächen zu Wasser- und Naturschutzgebieten. In Wombach müsse die Landwirtschaft wegen der geplanten Ausweitung des Wasserschutzgebietes sogar zurückgefahren werden, wusste Klaus Bittermann.

Landwirte sind Wirtschaftsfaktor

Verkannt wird nach Ansicht von Monika Kraft der Wirtschaftsfaktor Landwirtschaft. In Bayern hänge jeder achte Arbeitsplatz direkt oder indirekt von der Landwirtschaft ab. Allein in Unterfranken gebe es 20.000 landwirtschaftliche Betriebe, auf denen 30.000 Bäuerinnen und Bauern wirtschafteten. Dazu kämen in der unterfränkischen Ernährungswirtschaft wie Molkereien und Zuckerfabriken 8.800 Arbeitsplätze, im Landmaschinenhandel 1.500 Arbeitsplätze und im Dienstleistungsbereich noch einmal 1.200 Stellen.

Im Landkreis Main-Spessart gibt es 1.700 Betriebe, von denen über 85 Prozent im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Er kenne aus seiner Rexroth-Tätigkeit viele Nebenerwerbslandwirte, berichtete Klaus Bittermann, die vor allem von der fränkischen Platte und dem Sinngrund kämen. Er sehe seine Aufgabe, wenn er zum Landrat gewählt werde, darin, sich aktiv in die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises einzuschalten. Dazu gehöre auch, die Akzeptanz in der Bevölkerung für An- und Aussiedlungswünsche von Landwirten zu verbessern.

Nicht zufrieden mit der Arbeit des Landratsamtes in diesem Bereich zeigte sich Gerhard Endres (Rohrbach), der Kreisobmann der Bayerischen Bauernverbandes. In Sachen Auflagen, Kontrollen und Genehmigungen hätten die Landwirte viel mit der Behörde in Karlstadt zu tun, die nicht immer die schnellste sei. Während andere Landratsämter versuchten, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen, werde er in Main-Spessart manchmal den Eindruck nicht los, es sollten Arbeitsplätze verhindert werden.

Auch die Landwirte müssten immer schneller auf die Anforderungen des Marktes reagieren, meinte dazu Klaus Bittermann. Wenn es um die Existenz eines Hofes und von Arbeitsplätzen gehe, müsse es einen "heißen Draht" oder eine "Überholspur" geben. Er sehe das Landratsamt vor allem als Dienstleistungs-Zentrum, das sich natürlich an die bestehenden gesetzlichen Vorgaben wie das Bundesimmissionsschutzgesetz halten, darüber hinaus aber den Blick nach vorne richten müsse, wie Arbeitsplätze erhalten und neue geschaffen werden können.

"Wie bei der Rexroth-Gießerei"

Dieser Ansicht war auch Gerhard Endres: Die Vollerwerbslandwirte hätten nicht nur die gleiche betriebswirtschaftliche Denkweise wie mittelständische Unternehmer, sie hätten auch die gleichen Probleme. Er mache zurzeit bei seinem eigenen Hof ein Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz durch, das sich von einem Verfahren für die Rexroth-Gießerei nicht unterscheide, erläuterte der Kreisobmann dem früheren Geschäftsführer der Rexroth Guss GmbH.

Kreisbäuerin Monika Kraft erinnerte an Ökonomie, Ökologie und Soziales als die drei tragenden Säulen des Agenda-21-Prozesses: "Wenn wir Landwirte wirtschaftlich mit dem Rücken zur wand stehen, kommt die Ökologie zu kurz und das Soziale sowieso." Eine Zukunft für die Landwirtschaft im Landkreis Main-Spessart als der viehschwächsten Region Deutschlands sah Endres vor allem in der Veredelung, die man aber erst zulassen müsse.

"Das geht nicht mehr in den Ortskernen", so Gerhard Endres. Der Landwirt müsse wegen des Lärms und des Geruchs nach draußen. "Dabei muss man ihm behilflich sein", forderte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, sonst drohe das Ende der Landwirtschaft in Main-Spessart. "Ich komme aus einem ähnlichen Metier", meinte dazu Klaus Bittermann. Auch die Gießerei mitten in Lohr habe ihre Probleme mit Lärm, Geruch und Anlieferung.

Einig waren sich alle Teilnehmer des Gesprächs, dass das Ansehen der Landwirte im Landkreis verbessert werden muss. Für viele Menschen seien die landschaftspflegerischen Leistungen der Landwirte selbstverständlich geworden, sagte Bittermann. "Jeder freut sich über den blühenden Raps und die Vielfalt der Landschaft, aber das ist nur mit den Landwirten zu machen", meinte Kreisbäuerin Monika Kraft.

Obmann geht in die Offensive

In dieser Frage will Kreisobmann Endres zusammen mit der Kreisbäuerin in die Offensive gehen, kündigte er an. Beim "Tag des offenen Hofes" am 23. Juni solle nicht mehr die "Illusions-Landwirtschaft" mit Streichelzoo gezeigt werden, sondern "die Landwirtschaft der Zukunft", wie sie wirklich sei. Dazu sollen zwei mittelgroße Höfe in Steinfeld und im Sinngrund ihre Tore öffnen. Die von Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast geforderten Veränderungen bezeichnete Gerhard Endres als "Spiel-Landwirtschaft, bei der sich die Betriebskosten verdoppeln".

Die modernen Höfe unterlägen nicht nur denselben betriebswirtschaftlichen Zwängen wie der Mittelstand und die Industrie, unterstrich Erich Kraft, auch die Ausbildung zum Vollerwerbslandwirt sei eine "Top-Ausbildung" und mit der restlichen Wirtschaft vergleichbar, denn "die gesetzlichen Vorgaben können nur Profis umsetzen". Das gehe hin bis zu Auslandspraktika angehender Landwirte, erfuhr Bittermann von Kraft, dessen Sohn nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule erst einmal für ein halbes Jahr nach Kanada gehen möchte.

 


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