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Sinner: Computerspiele differenziert betrachten

Spieleabend im Landtag am 17. Juni
Interview mit Ralf Müller

Müller: Herr Sinner, Computerspiele sind in letzter Zeit schwer in Verruf geraten. Betätigen Sie sich als Veranstalter des "Parlamentarischen Spieleabends" am 17. Juni als Lobbyist und Imageverbesserer der Spielebranche?

Sinner: Millionen von Menschen in  Deutschland spielen in ihrer Freizeit Computerspiele. Als Medienpolitiker beschäftige ich mich schon länger mit diesem Thema. Der Spieleabend war lange vor dem Amoklauf von Winnenden geplant. Auf unserem Programm stehen drei Kurzreferate "Einführung in die Welt der Spiele: Plattformen, Genres, Spielemarkt", "Wie arbeitet die USK, was bedeuten die Alterskennzeichnungen?", „Wie entsteht ein Spiel? Computerspiele für soziales und kulturelles Training", Diskussion mit den Referenten und Spieleentwicklern, Vorführung von Spielen mit der Möglichkeit selbst zu spielen. Wir laden alle Fraktionen ein. Ziel des Abends ist Information und offene Diskussion. Es geht um die Faszination von Spielen und Spielern, aber auch um das Suchtpotenzial eines übersteigerten Medienkonsums. In  München wurde am 31. März 2009 zum ersten Mal der mit 600.000 € dotierte Computerspielepreis in verschiedenen Kategorien verliehen. Die Hälfte der Preissumme kommt aus dem Haushalt des Bundeskanzleramtes, die andere Hälfte wird von der Branche finanziert. Bayern fördert mit über 400.000 € pro Jahr die Spieleentwickler.

Müller: Werden Abgeordneten auch als Ego-Shooter ballern können?

Sinner: Natürlich. Wir zeigen alle Arten von Computerspielen, die legal auf dem Markt sind. Verbotene Spiele zeigen wir nicht.

Müller:  Der Kriminologe Pfeiffer wird nicht müde, vor einem übersteigerten Medienkonsum und das Abtauchen von Kindern und Jugendlichen in die Computerspielwelt zu warnen. Ist es vor diesem Hintergrund sinnvoll,die Computerspielindustrie aufzuwerten?

Sinner: Es gibt viele Dinge auf der Welt, die bei übersteigertem Konsum Probleme verursachen. Das gilt ganz besonders für Kinder und Jugendliche. Deshalb ist mir als Medienpolitiker Medienkompetenz so wichtig. Eltern sollten wissen, was ihre Kinder in der Freizeit machen, Lehrer sollten sich mit Spielen auskennen. Medienerziehung steht ganz oben auf der Agenda. Ich habe mit Spieleentwicklern diskutiert, in München, in Montreal und San Francisco. Gute Spiele zu entwickeln erfordert ein hohes Potenzial an Kreativität, technologischer Kompetenz und die Vielfalt künstlerischer und technologischer Möglichkeiten. Genau das versuchen wir mit dem Cluster Audiovisuelle Medien  ( CAM ) in Bayern zu unterstützen.

Müller: Bayerns Innenminister Herrmann hat die "Tötungssoftware" mit Kinderpornographie gleichgestellt ("Killerspiele (stehen) in ihren schädlichen Auswirkungen auf einer Stufe mit Drogen und Kinderpornographie"). Teilen Sie diese Ansicht?

Sinner: Am 5. November 2008 ist das Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates der Europäischen Union zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern und der Kinderpornographie in Kraft getreten. Es untersagt unter anderem die Verbreitung, den Erwerb und den Besitz jugendpornographischer Schriften.

Zum 1. Juli 2008 ist das Erste Gesetz zur Änderung des Jugendschutzgesetzes in Kraft getreten. Es verbessert ab sofort den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor medialen Gewaltdarstellungen, insbesondere vor gewaltbeherrschten Computerspielen. Es wird durch den Gesetzgeber klargestellt, dass "Medien, in denen Gewalthandlungen wie Mord- und Metzelszenen selbstzweckhaft und detailliert dargestellt werden oder Selbstjustiz als einzig bewährtes Mittel zur Durchsetzung der vermeintlichen Gerechtigkeit nahe gelegt wird" jugendgefährdend sind und von der Bundesprüfstelle in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen werden sollen. So kann man das auf der Homepage des Bundesfamilienministeriums nachlesen. In diesem Kontext steht auch die Äußerung meines Kollegen Joachim Herrmann.

 Millionen von Menschen, die Spiele des Genres Online-Tactic-Shooter spielen, gehören aber nicht in diesen   Zusammenhang. Durch die öffentliche Diskussion wird leider dieser Eindruck erweckt. Wir sollten hier sauber trennen und nicht Mitbürger diskriminieren, die sich in ihrer Freizeit mit legalen Computerspielen beschäftigen.

Müller: Was halten Sie von einem Verbot so genannter Killerspiele in Deutschland?

Wenn damit die auf dem Markt befindlichen legalen Ego-Shooter gemeint sind, halte ich nichts davon. Verbote würden die Anziehungskraft solcher Spiele, die ohnehin online verfügbar sind, für Jugendliche nur steigern. Scheinverbote, die in der Realität ohnehin nicht umgesetzt werden können, bringen uns keinen Schritt weiter. Es ist auch keine gute Idee, erwachsene Menschen zu bevormunden. Ein solches Verbot wird auch von dem Kriminologen Pfeiffer nicht gefordert.


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