Eberhard Sinner - HomeEberhard Sinner - SitemapEberhard Sinner - RSS-Feed

Politik von unten nach oben

Rede des Leiters der Bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister
Eberhard Sinner, vor dem Peutinger-Collegium am 14. Juli 2008

Die große Weisheit des ehrwürdigen Peutinger-Collegiums beweist sich

allein schon am heutigen Datum, um über Chancen, aber auch Grenzen

einer „Politik von unten nach oben" zu diskutieren.

14. Juli, Französischer Nationalfeiertag - eingedenk der Geburtsstunde der

modernen Demokratien westlicher Prägung im Jahr 1789.

Doch bei genauerem Hinsehen ist die Französische Revolution nur zum

Teil als ein Volksaufstand von „unten nach oben" zu interpretieren, und

vielfach war dieser Aufstand getrieben von Hunger und Not und weniger

von politischen Inhalten. Historische Tatsache ist, dass die Französische

Revolution in weiten Teilen das Projekt eines neuen ökonomisch

erfolgreichen und akademisch gebildeten Bürgertums war - also ein Projekt

neuer Eliten gegen die alten Eliten im Adel, ein Projekt „von oben gegen

oben".

„Demos" der französischen Demokratie war zunächst eine kleine Schicht

der bürgerlichen Öffentlichkeit, während die große Mehrheit der Menschen

so lebte, wie die Jahrhunderte zuvor, nämlich in Analphabetismus und

Unfähigkeit zu Selbstbestimmung und weit weg von rationaler, ausreichend

informierter, Argument und Gegenargument abwägender politischer

Meinungsbildung.

Die Geschichte der Demokratien westlicher Prägung zeigt zweierlei: Ohne

Reformen von „oben nach unten" durch aufgeklärte Eliten wäre der Weg

zum demokratischen Verfassungsstaat nicht möglich gewesen.

Und zum zweiten: Bildung ist der wichtigste Schlüssel zur Emanzipation

vom Untertanen zum Staatsbürger. Ohne ausreichende Befähigung der

Menschen zum demokratisch urteilsfähigen „Citoyen" bleibt jede Politik von

„unten nach oben" hehrer Anspruch. Und ich sage noch deutlicher: Mit

Berufung auf „Volkes Stimme" sind die schlimmsten Verbrechen der

Menschheitsgeschichte legitimiert worden. Das bleibt bis heute ein

Dilemma demokratischer Entscheidungsfindung: Bürgerentscheid,

Volksabstimmung, Mehrheitsentscheid garantieren nicht Wahrung der

Menschenrechte, Wahrung der Minderheitenrechte, Wahrung der

Zukunftsverantwortung. Nicht zuletzt das Schicksal der Weimarer Republik

ist uns Deutschen ein mahnendes Beispiel. Deshalb stelle ich meinem

Plädoyer für mehr Politik von unten nach oben das Bekenntnis zur

Gewaltenteilung unserer repräsentativen Demokratie voraus:

Dazu gehört die „balance of power" zwischen Exekutive, Legislative und

Judikative und dazu gehört der absolute Schutz der vorstaatlichen

Grundrechte, die auch nicht per Volksabstimmung aus den Angeln

gehoben werden können.

Ich nenne nur ein Beispiel für die Grenzen von Bürgerentscheiden und

Volksabstimmungen, das immer wieder herangezogen wird: Im „Deutschen

Herbst" 1977 gab es in Umfragen eine Mehrheit für die Einführung der

Todesstrafe gegen die RAF-Terroristen. Viele sprachen sich auch für die

Folter von Terroristen aus, um Menschenleben zu retten.

Bei diesen hoch emotionalen Fragen sind gerade in unserer

Mediendemokratie, die zu Hysterie und Kurzfristigkeit neigt, die Grenzen

einer „Politik von unten nach oben" klar und deutlich zu ziehen.

- Anrede -

„Erkläre mir und ich werde vergessen.

Zeige mir und ich werde mich erinnern.

Beteilige mich und ich werde verstehen."

(Konfuzius)

Dieses Sprichwort führt uns mitten hinein in die Voraussetzungen, Chancen

und Grenzen einer Politik der subsidiären Entscheidungen und der

Bürgermitwirkung.

„Beteilige mich und ich werde verstehen."

Dieser Auftrag an uns Politiker

ist ein wirksames Mittel gegen die viel beschworene Politikverdrossenheit,

gegen die Vertrauenskrise in unserer Parteien-Demokratie, gegen den

Ansehensverlust von Parlamenten und staatlichen Institutionen in Land,

Bund bis hin zu Europa.

Das Ideal wäre: Politik denkt langfristig, entscheidet mutig und überzeugt

die Menschen. Doch betrachten wir zum Beispiel die Gesundheitspolitik,

sieht die Realität in den Augen der Menschen ganz anders aus. Über

Gesundheitsreformen wird nun wahrlich seit mindestens fünfzehn Jahren

nachgedacht und diskutiert. Im Ergebnis haben wir aber Gesetze, bzw.

Reformen, die nur zwei bis drei Jahre getragen haben. Auch die aktuellen

Reformen werden in wenigen Jahren an ihre Grenzen stoßen.

Der einzige Ausweg aus diesem Hamsterrad der kurzfristigen „Reformitis"

ist, dass Politik die Erkenntnisprozesse bei den Bürgerinnen und Bürgern

fördert und dass die Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidungen besser

miteinbezogen werden. Das ist nicht immer einfach.

Denn so lange wir Meinungseliten über unsere Politik abstrakt und

intellektuell sprechen, finden wir breite Zustimmung! Wenn wir unkonkret

von Generationengerechtigkeit, Nachhaltigkeit und von unseren christlichen

Grundsätzen sprechen, die uns den Egoismus der Gegenwart zu Lasten

der Zukunft verbieten, dann ernten wir viel Beifall.

Sobald es aber an konkrete Einsparungen bei den lieb gewonnenen

Besitzständen geht überwiegt die Ablehnung! Nach dem Motto: Wasch mir

den Pelz, aber mach' mich nicht nass!

Das zeigen auch alle Umfragen: In der Bevölkerung besteht zwar eine

abstrakte Bereitschaft zu Reformen für mehr langfristiges Handeln und

Generationengerechtigkeit, aber konkrete Belastungen werden abgelehnt.

Hinzu kommt ein zeitlicher Faktor: Positive langfristige Folgen von aktuellen

Belastungen werden erst später spürbar. Es entsteht also eine zeitliche

Lücke zwischen bitterer Medizin und der Gesundung. Diese Lücke müsste

die Politik mutig durchstehen. Ich denke, der segensreiche Weg zum

Haushalt ohne Neuverschuldung in Bayern ist ein gutes Beispiel. Wir

brauchen das emotionale Verantwortungsgefühl, den politischen Willen und

demokratische Mehrheiten zu einer nachhaltigen, langfristigen Kosten-

Nutzen-Rechnung.

Dabei ist aber eines klar: Volksbeschimpfungen und Kapuzinerpredigten

mit dem erhobenen Zeigefinger von Verzicht und Sparen bringen keine

Motivation zu notwendigen Reformen und langfristigem Denken. Statt die

„Uneinsichtigkeit des Volkes" und das Erkenntnisdefizit der organisierten

Interessen zu beklagen, sollten wir Politiker uns an die eigene Nase fassen

und erkennen: Wir haben in Deutschland nach wie vor ein massives

Vermittlungsproblem.

Alle Parteien, ob in Regierung oder Opposition, stehen heute vor den

Fragen: Wie schaffen wir Zustimmung zu Reformen, wenn wir die

Gegenwartsinteressen sofort belasten müssen, um erst auf längere Sicht

den Zukunftsinteressen nutzen zu können?

Damit komme ich zu meinem Thema zurück:

Die Kraft zur Zukunft muss aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Die

Kraft zur Zukunft kann keine Regierung, kein Politbüro und das kann in

seinem Unternehmen auch nicht der Vorstandsvorsitzende von oben nach

unten verordnen. Die Kraft zur Zukunft muss von den Menschen aus

eigener Überzeugung und als emotionales Herzensanliegen gelebt werden.

Aus der Überforderung des Staates und der Unterforderung bürgerlicher

Beteiligung und staatsbürgerlicher Eigenverantwortung gibt es nur einen

Ausweg: Der zukunftsfähige Staat muss mehr von unten nach oben gebaut

werden.

Amitai Etzioni hat in seinem Hauptwerk Active Society schon 1968 eine

soziologische Theorie politischer und gesellschaftlicher Prozesse

entworfen, die bis heute aktuell ist. Er plädiert für die gesellschaftliche

Selbstregulierung von unten her durch die Aktiven und ihr engagiertes

selbstbestimmtes Handeln in der Gesellschaft. Er prägte in diesem

Zusammenhang den politikwissenschaftlichen Begriff der „Responsivität":

die Möglichkeit einer Organisation oder Gesellschaft, sensibel auf Anliegen

ihrer Mitglieder zu reagieren.

- Anrede -

„Willst du etwas wissen,

so frage einen Erfahrenen

und keinen Gelehrten."

(Chinesisches Sprichwort)

Im Sinne dieses Sprichworts will ich nicht als akademischer Theoretiker,

sondern von meinen Erfahrungen als Politiker berichten, der als ehemaliger

Verbraucherschutzminister in Bayern erstmals das Verfahren der

Bürgergutachten angewandt hat.

In einer Regierungserklärung hatte ich im April 2001 angekündigt, wir

würden angesichts der tiefen Vertrauenskrise durch BSE auch „Otto

Normalverbraucher" mit einem Bürgergutachten fragen, was er wirklich

haben möchte für mehr Verbraucherschutz und was nicht.

Am 16. August 2001 wurde der Auftrag an

Professor Dienel von der Forschungsstelle Bürgerbeteiligung und

Planungsverfahren für das Bürgergutachten zum Verbraucherschutz in

Bayern erteilt.

Im Zeitraum von September 2001 bis März 2002 starteten dann 18

Planungszellen für vier Tage mit insgesamt 450 Personen, die nach dem

Zufallsprinzip ausgelost worden waren.

Ich selbst habe mehrmals Planungszellen besucht und habe mich in den

Dialog eingeschaltet. Die hohe Motivation und das ernsthafte Engagement

haben mich tief beeindruckt. In der Summe lautete das Ergebnis: Die

Bürger wollen vor allem gut informiert werden und dann eigenverantwortlich

entscheiden können, im Sinne eines „souveränen Verbrauchers".

Wichtig war den Bürgern vor allem:

- eine verständliche Deklarierung der Waren,

- eine Verbrauchererziehung ab dem Kindergarten,

- ein Engagement für gesünderes Ernährungsverhalten.

Ein Jahr nach Übergabe des Bürgergutachtens habe ich am 21. Juli 2003

den Umsetzungsbericht vorgestellt. Wir konnten zeigen, dass die

bürgerschaftliche Politikberatung nicht im Sand verlaufen ist, sondern

konkrete Folgen für das Regierungshandeln hatte. Wir konnten zeigen: Der

Verbraucher ist der beste Experte für den Verbraucherschutz.

Das Bürgergutachten ist eine notwendige Unterstützung zu

Expertengutachten. Für langfristige Entscheidungen brauchen wir das

Fachwissen der Experten genauso wie die Erfahrung der Bürger.

Gerade in der BSE-Krise wurde mir klar: Bürgerbeteiligung ist das beste

Mittel gegen das Gefühl des Ausgeliefertseins gegenüber den Experten

und gegen das Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber anonymen

Entscheidungsprozessen.

Nur wer nichts weiß, muss alles glauben.

Nur wer informiert ist, kann auch kompetent mitentscheiden. Die mit dem

Verfahren des Gutachtens verbundene Informationsvermittlung an die

Bürger hat sich als besonders wirkungsvoll erwiesen, weil die Teilnehmer

ihre Aufgabe als wertvoll und ernsthaft verstanden haben.

Informationsvermittlung und Bürgerbeteiligung profitieren in enger

Symbiose voneinander.

Eine weitere Erfahrung des Bürgergutachtens ist für mich: Unabhängige,

auch kontroverse Information entzieht irrationalen Angstszenarien den

Boden. Leider sind beunruhigende und damit schlagzeilenträchtige

Gerüchte teilweise stärker als die beruhigende Wahrheit. Gegen die

Methoden einer Bedrohungs-Branche, die aus irrationalen Ängsten ihre

Suppe kocht und gut davon lebt, ist die diskursive, plurale

Informationsvermittlung im Zuge des Bürgergutachtens eine gute und

ernüchternde Medizin.

Das Bürgergutachten ist nicht nur bei einer Einzelfrage wie dem

Verbraucherschutz, sondern gerade auch bei einer breiten, auf die Zukunft

unserer Heimat Bayern insgesamt gerichteten Fragestellung von hohem

Nutzen.

Deshalb habe ich mich beim Herrn Ministerpräsidenten dafür stark

gemacht, das Bürgergutachten erstmals dazu einzusetzen, die Ziele und

Empfehlungen zur Landespolitik insgesamt abzufragen und in die

Erarbeitung des Regierungsprogramms für die kommende

Legislaturperiode einfließen zu lassen.

Gesagt, getan. Was in der Regierungserklärung angekündigt wurde, liegt

nun als Ergebnis vor. Anfang Juni haben engagierte Bürgerinnen und

Bürger unserem Ministerpräsidenten das Bürgergutachten „Chancen fürüberreicht.

Über 200 nach einem Zufallsverfahren ausgewählte Bürger aus ganz

Bayern haben über die Zukunft unseres Landes nachgedacht und ihre

Ideen festgehalten.

Wer das Bürgergutachten liest, der erkennt: Da wurde offensichtlich um

Ziele und Maßnahmen gerungen, da wurde gegeneinander abgewogen, da

haben Kostenüberlegungen zu Neubewertungen geführt, da wurden

Zielkonflikte ausgetragen und Kompromisse gefunden - nicht anders, als

wir es in der politischen Verantwortung auch tun müssen.

Die Abwägung zwischen Wünschbarem und Realisierbarem fällt nicht

immer leicht. Lassen Sie mich ein Beispiel dafür herausgreifen. In der

Arbeitseinheit zur Energiepolitik wurde gefragt: „Wie soll Bayerns

Energieversorgung in der Zukunft gesichert werden?"

Die Antwort war erstaunlich: Nach dem als wichtigste Maßnahme

genannten Einsatz erneuerbarer Energien haben die Bürger bereits als

zweitwichtigste Maßnahme die Verlängerung der Laufzeiten bestehender

sicherer Kernkraftwerke empfohlen.

Das ist auch die Position der Staatsregierung. Aber ich muss zugeben: In

dieser Klarheit hat mich das überrascht. Nach den Meinungsumfragen hätte

ich erwartet, dass eine solche Position eher wenig populär ist. Aber man

sieht: Das Bürgergutachten führt mit sachlicher Information, intensiver

Diskussion und der Aufgabenstellung, eine realisierbare Lösung

vorzuschlagen, nicht zu oberflächlich populären, sondern zu sachlich

fundierten, der Realität Rechnung tragenden Empfehlungen.

Besonders gefreut hat mich das Ergebnis zur Generalfrage „Wo steht

Bayern? Wie erleben, wie empfinden Sie Bayern?" Die ganz große

Mehrheit hat geantwortet - ich zitiere die mit Abstand am häufigsten

genannten Begriffe der Bürger: „Selbstbewusstsein, Identifikation,

Zusammengehörigkeit, Heimatverbundenheit, Tradition, Wirtschaftskraft,

sicheres Land, konservativ".

Das bestätigt uns: Das höchste Ziel der Bürger ist, dass Bayern gleichzeitig

erfolgreicher Wirtschaftsstandort und lebenswerte Heimat bleibt - mit

Tradition und Fortschritt, Stabilität und Dynamik, für einen Wohlstand mit

Werten und Tiefgang. Purer Materialismus im Hier und Heute, das Leben

als Schnäppchenjagd von Optionen und kurzfristigen Befriedigungen ist

nicht bayerisches Lebensgefühl.

Im Bürgergutachten nennen die Menschen zum zweiten die Fachthemen,

die ihnen an erster Stelle am Herzen liegen.

Erstens: Bildung. Bildung als der Schlüssel schlechthin für eine gute

Zukunft unseres Landes und jedes Einzelnen bekommt im Bürgergutachten

mit Abstand das größte Gewicht.

Hier liegt auch die Priorität im neuen Regierungsprogramm der

Staatsregierung.

Wir haben mit der Weiterentwicklung des achtjährigen Gymnasiums G8

und mit über 2.200 zusätzlichen Lehrerstellen einige kritische Punkte

angepackt. Wir haben mit der Einrichtung der FOS 13 und der Ausweitung

des Zugangs von Meistern zur Hochschule die Durchlässigkeit unseres

Bildungssystems erhöht und mit Vorkursen zur Sprachförderung die

Chancen benachteiligter Kinder auf eine erfolgreiche Schullaufbahn

verbessert.

In der kommenden Legislaturperiode wollen wir weitere Weichen zur

Optimierung unseres Bildungssystems stellen:

- Ausbau des Ganztagsangebots,

- Stärkung der Hauptschule,

- weitere Erhöhung der Durchlässigkeit,

- Verbesserung der individuellen Förderung und kleinere Klassen.

Erfreulich ist für mich die Unterstützung für unser Festhalten am

gegliederten Schulsystem. Auch beim Thema Bildung zeigt sich die Stärke

des Bürgergutachtens, Verzerrungen in der Wahrnehmung der öffentlichen

Meinung durch die Dominanz mancher Interessenvertreter zu korrigieren.

Mein Fazit ist ganz klar: Wir werden auch künftig keine Experimente mit

einer Einheitsschule machen, die anderswo längst ihre Untauglichkeit

bewiesen hat!

Als zweitwichtigstes Feld sehen die Bürger die Förderung von Arbeit,

Wohlstand und Wirtschaft. Sie haben dazu vor allem die Stärkung des

Mittelstands und der Forschung und Entwicklung sowie des ländlichen

Raums empfohlen.

Auch hier werden wir in unserem Regierungsprogramm wesentliche

Schwerpunkte setzen. Wir wollen die für den gescheiterten Transrapid

reservierten Mittel von 490 Millionen Euro für ein neues

Innovationsprogramm „BayernFIT - Forschung Innovation Technologie"

nutzen. Im ganzen Land werden wir in neue Forschungs- und

Entwicklungs-Leuchttürme investieren und vor allem in Nord- und

Ostbayern sowie in Schwaben neue Impulse geben. Auch der

Mittelstandspolitik wollen wir noch mehr Schub geben - von der

Verbesserung der Konditionen im Mittelstandskreditprogramm über neues

Wagniskapital bis zum besseren Zugang zu Fördermitteln für Forschung

und Innovation.

Einen dritten Schwerpunkt wollen die Bürger bei der Förderung von

Familien gesetzt wissen.

Dazu gehört zum einen die direkte finanzielle Förderung, die wir mit

Verbesserungen beim Landeserziehungsgeld, mit der Einführung des

Betreuungsgeldes auf Bundesebene und mit der Erhöhung von Kindergeld

und Kinderfreibeträgen verbessern wollen.

Zum anderen wollen wir uns zum Ziel setzen, allen Familien, die dies

wollen oder brauchen, ein verlässliches Betreuungsangebot für Kinder von

zwei bis vierzehn Jahren zu bieten. Diese Forderung nimmt auch im

Regierungsprogramm einen wichtigen Rang ein.

Das Bürgergutachten ist eine wirksame Medizin gegen Staatsferne und

Politikverdrossenheit der Bürger. Ich denke dabei ganz aktuell auch an die

Legitimationskrise Europas. Das „Nein" der Iren, aber auch schon die

gescheiterten Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden

zum ersten Verfassungsentwurf haben gezeigt: Europa muss wieder nah

zu den Bürgern kommen.

Wenn die europäische Politik das Votum der Volksabstimmungen ignoriert

und weiter macht wie bisher, werden sich viele Menschen in ihrer

ablehnenden Haltung zu Europa bestätigt fühlen. Europa hat nur eine

Zukunft, wenn es sich wieder den Menschen zuwendet und für die

Menschen da ist.

Ich schlage deshalb vor, mit Bürgergutachten Anregungen und Vorschläge

für mehr Bürgernähe in Europa zu sammeln. Ein Europa der Bürger und

nicht der Bürokraten braucht nicht nur nachvollziehbare Entscheidungen,

Transparenz und die Konzentration auf das Wesentliche, sondern auch

eine neue Kultur der Bürgerbeteiligung.

Wir wollen ein starkes Europa! Dafür brauchen wir das Vertrauen der

Menschen. Nur wenn die Menschen emotional ja sagen zu Europa, können

wir unsere gemeinsamen Werte und Interessen selbstbewusst vertreten.

- Anrede -

Ich fasse zusammen.

Erstens: Das Bürgergutachten steht für die Aktive Bürgergesellschaft in der

Tradition von christlicher Soziallehre, von Subsidiarität und der

Verantwortungsgemeinschaft aller Staatsbürger.

Zweitens: Das Bürgergutachten ist ein wichtiges Korrektiv zur sogenannten

„veröffentlichten Meinung", in der oft lautstark vertretene Lobbyinteressen

mehr Gewicht haben, als ihnen im gesamtgesellschaftlichen

Meinungsspektrum eigentlich zukommt.

Und das Bürgergutachten sagt drittens über die verbreiteten

Expertengutachten hinaus, was die tatsächlich von politischen

Entscheidungen Betroffenen von verschiedenen Alternativen halten und

was sie aus Sicht ihrer Lebenserfahrung empfehlen.

Monopole lähmen den Wettbewerb um die bessere Lösung. Das gilt auch

für Entscheidungsmonopole von Staat, Politik und der so genannten

Experten.

Zum Beispiel müssen wir die Türen der staatlichen Einrichtungen wie

Schulen, Hochschulen oder Museen noch weiter öffnen für

bürgerschaftliche Mitwirkung, für engagierte Bürger, für Stifter und Mäzene.

Kurt Biedenkopf hat einmal sehr optimistisch gesagt - ich zitiere: „Der

kleine Mann ist groß geworden."

Ich meine, vielfach ist der kleine Mann auch klein gehalten worden durch

ein falsches Staatsverständnis, das auf Alimentierung statt auf Aktivierung

setzt, das an Regulierung von oben nach unten glaubt, statt auf

Selbstregulierung von unten nach oben.

Ich bin überzeugt: Die Überregulierung durch den Staat und mangelnde

Selbstregulierungskräfte der Gesellschaft sind kommunizierende Röhren.

Je mehr Gesetze und Verordnungen es gibt - alle mit bester Absicht für

eine bessere Welt erlassen - umso weniger werden selbstverständliche

Regeln und Tabus von den Menschen verinnerlicht und gelebt.

Andere sehen in der Gesellschaft vor allem die Quelle von Problemen, um

die sich der Staat kümmern müsse. Ich sehe in der Gesellschaft vor allem

die Quelle von Lösungen und die Quelle der Kreativität für den Fortschritt.

Wir in Bayern setzen auf Zutrauen zum bayerischen Volk. Und die

Erfolgsgeschichte Bayerns und seiner politischen Stabilität zeigt:

Zutrauen schafft Vertrauen.

Im Englischen sagt man treffend:

„Give them choice and voice!"

Gebt Ihnen Wahl und Stimme!

Wenn der Bürger überzeugt ist, dass seine Erfahrung und sein Urteil

zählen, dann werden aus passiven Zuschauern aktive Staatsbürger, dann

wächst mehr Eigenverantwortung, mehr Engagement, mehr Zufriedenheit

mit dem Staat, mehr Vertrauen und mehr Zuversicht für die Zukunft.

Lösen wir den falschen Gegensatz „oben versus unten" auf!

„Es kommt auf jeden an! Niemand steht am Rand! Jeder wird gebraucht!

Gemeinsam für die Zukunft!".

Das ist unser Weg für ein erfolgreiches, starkes und soziales Bayern im

21. Jahrhundert

alle"

Twitter

Noahs Welt spielen

 

 

 

Umfragen

Sollen Windkrafträder nur dort gebaut werden, wo sie Menschen und Natur nicht stören?
JA - da stimme ich zu! (58,5%)
 
Ist mir egal. (24,5%)
 
NEIN - jede Gemeinde soll das selbst entscheiden. (17,0%)
 
zur Umfrage